Was macht das Zombietöten mit uns?

von Redaktion Redazione

Machen Videospiele wirklich dumm und gewalttätig? Und sind wirklich alle Gamer Nerds? Wir gehen den drei gängigsten Klischees auf den Grund.

NOVA über Klischees zu Videospielen

Videospiele boomen und die Videospielindustrie wächst – inzwischen hat sie in Europa schon einen Wert von knapp 22 Milliarden Euro. Und immer wieder setzen die Entwickler neue Maßstäbe in Sachen Innovation, Kunstfertigkeit und fesselndem Geschichtenerzählen. Die große Faszination von Videospielen liegt aber wohl darin, dass sich die Spieler*innen aktiv in die Geschichten einbringen können. Sie werden zu den Hauptfiguren der Handlung und bestimmen mit, was passieren wird.

Klischee Nr. 1: Gamer sind Nerds

So faszinierend Videospiele sind, so klischeebehaftet sind sie auch. Hartnäckig hält sich das Vorurteil, dass sie die Jugend verderben, dass sie dumm machen und die Gewaltbereitschaft erhöhen. Außerdem ist sich die Welt sicher, dass alle Gamer stubenhockende, unsoziale, ungewaschene, stinkende und etwas „nerdige“ Halbstarke sind. Und zumindest mit diesem Klischee muss nun endgültig aufgeräumt werden. Denn laut ISFE (Interactive Software Federation of Europe) spielten im letzten Jahr rund 51% aller in Europa lebenden Menschen zwischen 6 und 64 Jahren Videospiele, also rund 250 Millionen Menschen, und knapp die Hälfte davon waren Frauen. Eine Studie der britischen Organisation für Innovation Nesta zeigt, dass Gamer zudem ein gutes Bildungsniveau haben, finanziell gut gestellt sind und sogar aktiver am sozialen und gesellschaftlichen Leben teilnehmen als Nicht-Spieler*innen. Muss also auch mit dem Klischee aufgeräumt werden, dass Videospiele die Gamer gewaltbereit machen?

Klischee Nr. 2: Videospiele machen gewalttätig

Das ist eine Frage, die sicherlich nicht so einfach zu beantworten ist. Denn es gibt durchaus Spiele, die explizite Gewaltszenen und Horrorszenarien beinhalten, denken wir etwa an Spiele wie „Resident Evil“, „Call of Duty“ oder „The Evil Within“. Die Sorge um negative Auswirkungen von derartig gewaltverherrlichenden Spielen ist sicherlich nicht unberechtigt. Vor allem wenn sie in die Hände von Minderjährigen fallen, die die gezeigten Szenen noch nicht richtig einschätzen können. Der Gesetzgeber nimmt diese Sorge sehr ernst. Auf europäischer Ebene wurde deshalb 2003 von der ISFE ein Bewertungssystem eingeführt, das sich PEGI (Pan-European Game Information) nennt. Es soll Eltern dabei helfen, ihren Kindern ohne Bedenken Videospiele zu kaufen.

Mit dem PEGI nehmen die großen Konsolenhersteller, darunter Sony, Microsoft und Nintendo, ihre Verantwortung wahr, Minderjährige zu schützen. Die PEGI-Bewertungen berücksichtigen die Eignung des Inhalts eines Spiels für verschiedene Altersstufen und umfassen fünf Alterskategorien und acht Inhaltsbeschreibungen. Ein PEGI-3-Spiel zum Beispiel enthält keine unangemessenen Inhalte, während etwa ein PEGI-18-Spiel Elemente beinhaltet, die für ein jüngeres Publikum ungeeignet sind. Wichtig ist dabei, dass die PEGI-Bewertung nichts über den Schwierigkeitsgrad der Spiele aussagt.

PEGI wird in ganz Europa verwendet und anerkannt und gilt als Vorbild für eine europäische Harmonisierung im Bereich des Kinder- und Jugendschutzes. Für den Landtagsabgeordneten Alessandro Urzì der Fraktion Alto Adige nel cuore – Fratelli d’Italia reicht dieses Bewertungssystem allerdings nicht aus, weil es nur eine Empfehlung abgibt. In seinem Beschlussantrag fordert er ein Verkaufsverbot an Minderjährige unter 18 Jahren von Computerspielen mit äußerst gewaltsamen Inhalten, eindeutigen Sexszenen, Darstellungen von Drogenkonsum und einer vulgären Sprache. Zudem schlägt er vor, dass eine Informationskampagne gestartet wird, die Schulen, Erziehungseinrichtungen und Jugendzentren dazu animiert, Familien und Eltern für all jene Gefahren zu sensibilisieren, die bestehen, wenn Minderjährige Videospiele benutzen, die nur für Erwachsene geeignet sind.

Klischee Nr. 3: Videospiele machen dumm

Die Sensibilisierung von Schulen und Lehrkräften für Videospiele treibt auch die ISFE voran. Sie bietet Kurse, Broschüren und Tipps für Lehrer*innen, um sie dabei zu unterstützen, Videospiele altersgerecht in den Unterricht einzubauen. Schließlich gibt es nicht nur Ego-Shooter und Horrorspiele, sondern auch eine Vielzahl von Spielen, die beim Lernen unterstützen und sogar für therapeutische Zwecke in der Medizin eingesetzt werden können. Man kann also getrost auch mit dem Klischee aufräumen, dass Videospiele verdummen, denn Studien zeigen, dass sie beispielsweise Hilfsbereitschaft, Team Playing und Multitasking Fähigkeiten erhöhen. Nicht von der Hand zu weisen ist aber, dass gewalttätige Spiele die Aggressivität der Gamer steigern – wenn auch in einem wenig bedenklichen Ausmaß. Dies belegt zumindest eine Studie der Universität Innsbruck. Und insofern scheint der Schutz von Minderjährigen vor gewalttätigen Spielen durchaus berechtigt.

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