Es ist kein Kompliment!

von Redaktion Redazione

Wir alle freuen uns über Komplimente. Mädchen und Frauen hören auf offener Straße aber häufig Sprüche, die wenig schmeichelhaft sind. In diesen Fällen spricht man dann von „Catcalling“.

catcalls

Unter „Catcalling“ versteht man eine Form der sexuellen Belästigung. Viele Mädchen und Frauen haben schon einmal erlebt, dass ihnen hinterhergepfiffen wurde, man ihnen mit Kusslauten begegnete oder ihnen Sätze zugerufen wurden wie „Hallo Hübsche!“, „Wieviel kostest du?“ oder „Steig ein!“. Catcalls sind keine Komplimente, denn sie führen dazu, dass sich die angesprochenen Personen unwohl und belästigt fühlen.

Eine Installation zum Thema Catcalling

Gerade weil Catcalling so weit verbreitet ist, haben sich vier Studentinnen der Freien Universität Bozen dazu entschieden, mit einer Installation darauf aufmerksam zu machen. Giulia Pezzin, Aimilia Kourti, Luisa Stegner und Lotte Huggel beschäftigt das Thema aber auch persönlich: „Jede Frau ist tagtäglich mit Catcalls konfrontiert. Und da wir auch alle jungen Frauen sind und wir Catcalling manchmal mehrmals am Tag erleben, dachten wir, dass es ein Thema ist, über das gesprochen werden muss, ein Thema, für das die Leute sensibilisiert werden müssen.“

Die Studentinnen haben drei Tafeln aus Holz bemalt und auf den Talferwiesen in Bozen ausgestellt. Auf der ersten erklären sie, was „Catcalling“ ist und zeigen eine Weltkarte, auf der die wenigen Länder hervorgehoben sind, die ein Gesetz dagegen haben.

Foto @ Giulia Pezzin, Aimilia Kourti, Luisa Stegner und Lotte Huggel
(Foto @ Giulia Pezzin, Aimilia Kourti, Luisa Stegner und Lotte Huggel)

Die zweite Tafel haben sie interaktiv gestaltet: Hier können auf einer Karte von Bozen mit Aufklebern jene Orte gekennzeichnet werden, wo jemand schon mal Catcalling erlebt hat. Auch kann auf dieser Tafel aufgeschrieben werden, was Catcalling für jemanden bedeutet.

Foto @ Giulia Pezzin, Aimilia Kourti, Luisa Stegner und Lotte Huggel
(Foto @ Giulia Pezzin, Aimilia Kourti, Luisa Stegner und Lotte Huggel)

Mit der dritten Tafel richten sich die Studentinnen vor allem an jene, die Catcalling noch nie erlebt haben, um sie für das Thema zu sensibilisieren. Auf der Rückseite laden sie außerdem alle dazu ein, eine Petition zu unterschreiben, die fordert, dass Catcalling auch in Italien unter Strafe gestellt wird. Hier kannst auch du diese Petition unterschreiben.

Foto @ Giulia Pezzin, Aimilia Kourti, Luisa Stegner und Lotte Huggel
(Foto @ Giulia Pezzin, Aimilia Kourti, Luisa Stegner und Lotte Huggel)

Reaktionen auf die Installationen

Die Reaktionen auf die Installationen waren unterschiedlich. Während sich Mädchen und junge Frauen über die Installationen freuten, waren ältere Frauen und Männer nur wenig überzeugt davon: „Mädchen und junge Frauen fanden die Installation wirklich sehr gut, weil sie auch fanden, dass es wichtig ist, über dieses Thema zu sprechen, das oft unter den Tisch gekehrt wird und als ‚übertrieben‘ und ‚irgendwie nicht so schlimm‘ abgetan wird, weil es ja nur Worte sind. Eine Sache, die wir auch sehr interessant fanden, war, dass Frauen mittleren Alters Catcalling eher mit Anfassen in Verbindung brachten als mit Belästigung durch Worte. Ältere Frauen waren häufig der Meinung, dass Catcalling keine große Sache ist und, dass die Frauen selbst schuld daran sind, weil sie sich unangemessen kleiden. Wie wir schon erwartet hatten, waren die Männer nicht sehr angetan von unserer Installation. Die meisten sind einfach vorbeigegangen. Aber insgesamt war es wirklich schön, mit verschiedenen Frauen und verschiedenen Altersgruppen über Catcalling zu sprechen.“, so die Studentinnen.

Was kann man gegen Catcalling tun?

Zunächst muss klargestellt werden, dass jede Frau selbst entscheidet, was ein Kompliment und was eine Beleidigung ist. Von Catcalling kann man nur sprechen, wenn man beleidigt wird. Wie man darauf reagiert, ist ganz individuell, weil alle Menschen anders sind und auch alle Situationen unterschiedlich sind. Der Frauennotruf München empfiehlt, dass man auf Catcalling so reagiert, wie es sich für einen selbst am besten anfühlt. Man kann es beispielsweise ignorieren, zurückpfeifen oder direkt ansprechen, dass man sich belästigt fühlt. Alles ist richtig, solange du dich damit wohlfühlst!

Inzwischen gibt es immer mehr Leute, die auf das Thema aufmerksam machen. So wie die vier Studentinnen der Uni Bz, haben es sich auch andere junge Frauen weltweit zum Ziel gesetzt, möglichst viel Aufmerksamkeit für das Thema zu erregen und sich so gegen Catcalling zu wehren. So hat etwa Noa Jansma aus den Niederlanden auf ihrem Instagram-Profil @dearcatcallers ihre Catcaller zur Schau gestellt. Weit verbreitet sind aber auch Instagram-Profile, auf denen Fotos der Orte gezeigt werden, an denen Frauen Catcalling erlebt haben. Solche Profile gibt es inzwischen weltweit und jeder kann sich bei ihnen melden, um von seinen Erfahrungen zu berichten. Die Betreiberinnen schreiben dann dort, wo es passiert ist, mit Kreide auf den Boden, was der Catcaller gesagt hat und veröffentlichen ein Foto davon. Ein solches Profil gibt es inzwischen auch für in Bozen @catcallsofbz. Hier kannst auch du dich melden, wenn du einen Catcall melden willst!

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Quellenverzeichnis