Digitalisierung verändert alles – aber nicht für alle gleich

von Redaktion Redazione

Die Digitalisierung hat einen Umbruch mit sich gebracht, stellt aber gar einige Menschen auch vor – mitunter unüberwindbare – Herausforderungen. Über das Thema hat der Südtiroler Landtag diskutiert.

Digitalizzazione e stress digitale

Die Digitalisierung hat einen Umbruch mit sich gebracht, stellt aber gar einige Menschen auch vor – mitunter unüberwindbare – Herausforderungen. Beispielsweise wenn sie mit neuen Tools nicht zurechtkommen. Über das Thema hat der Südtiroler Landtag kürzlich diskutiert.

Dank der Digitalisierung gibt es zahlreiche Chancen und Vorteile, allen voran die einfache und schnelle Zugänglichkeit zu Informationen (fast) unabhängig vom eigenen Standort oder die Möglichkeit der Erledigung von Amtsgängen außerhalb der gängigen Büroöffnungszeiten von der Couch aus.

Doch die Digitalisierung birgt auch Nachteile, etwa den sogenannten Digitalstress und die damit einher gehenden negativen Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen. Ein AFI-Barometer hat sich unlängst mit dem Thema befasst. Demnach sind mögliche Folgen einer digitalen Überforderung „ein Gefühl von Machtlosigkeit bei der Kontrolle über die digital verbrachte Zeit und den damit einhergehenden schrumpfenden persönlichen Freiraum, Überflutung mit Informationen auch aus verschiedenen Quellen, Vertrauensverlust und Einbuße von Komfort bei der Verwendung von digitalen Technologien“.

Die Behandlung im Plenum

Der Landtagsabgeordnete Andreas Colli (Wir Bürger – Noi Cittadini – Nëus Zitadins) hat das Thema Digitalisierung im Juli 2025 im Südtiroler Landtag zur Diskussion gebracht. In seinem Beschlussantrag „Gegen den Digitalzwang – Recht auf analoges Leben – Übergangszeit“ heißt es: „Mit der schnell fortschreitenden Digitalisierung können viele Menschen, vor allem jene der älteren Generation, nicht mehr mithalten. Sie fühlen sich völlig vergessen, überfordert und zurückgelassen.

Das, was der größte Teil der Bevölkerung also als praktisch und zielführend empfindet, stellt andere vor enorme Schwierigkeiten und manchmal sogar vor unüberbrückbare Hindernisse. Deshalb forderte der Landtagsabgeordnete u.a., dass die Landesregierung prüfen solle, wie in ihrem Zuständigkeitsbereich das Recht auf ein analoges Leben ohne strukturelle Nachteile in einem digitalisierten Zeitalter möglich sei. Außerdem solle während einer Übergangszeit von 15 Jahren neben dem digitalen auch ein analoger Zugang zu Förderungen, Anmeldungen, Leistungen und allen anderen Diensten gewährleistet bleiben.

So lief die Debatte

Sven Knoll (Süd-Tiroler Freiheit) teilte diesen Ansatz und unterstrich, digital leben können, aber nicht müssen, sei die Zauberformel. Gerade die öffentliche Verwaltung habe eine Dienstleistungsfunktion, die auch nicht digitalen Menschen zur Verfügung stehen müsse.

Paul Köllensperger (Team K) betonte, dass Digital Divide – die „digitale Kluft“ – nicht nur für ältere Menschen ein Thema sei, sondern etwa auch für Schülerinnen und Schüler, die daheim keinen digitalen Zugang hätten.

Brigitte Foppa (Grüne Fraktion – Gruppo verde – Grupa vërda) merkte an, dass nicht das Neue verteufelt werden sollte, sondern viel eher darüber nachgedacht, wie man den Menschen helfen könne, die sich damit schwertun.

Myriam Atz (Süd-Tiroler Freiheit) bezeichnete eine Übergangszeit von 15 Jahren als absolut gerechtfertigt.

Renate Holzeisen (Vita) erklärte, dass Freiheit immer Wahlmöglichkeiten voraussetze – der Trend aber derzeit dahingehe, diese Wahlmöglichkeit nicht mehr zu gewähren. Auch sie kritisierte den digitalen Zwang.

Waltraud Deeg (SVP) stimmte dem zu, dass es keinen Zwang zur Digitalisierung geben solle, verwies aber zudem auf die vielen Chancen, die mit der Digitalisierung verbunden sind. Digitalisierung könne beispielsweise für ältere Menschen eine Brücke sein, um Einsamkeit zu überwinden.

Landeshauptmann Arno Kompatscher bezeichnete das vorgebrachte Thema als sehr wichtig, ergänzte aber, dass es der falsche Weg wäre, auf dem analogen Weg parallel weiterzumachen. Dann stünde man nämlich in 15 Jahren vor demselben Problem. Die Digitalisierung biete Vorteile, und man müsse die Menschen dabei unterstützen, damit umzugehen.

Der Teil des Antrags, der das Recht auf ein analoges Leben und Schutz vor digitaler Diskriminierung fordert (Punkt 1) wurde mit großer Mehrheit angenommen. Die anderen Punkte wurden jeweils mehrheitlich abgelehnt.