Am 11. September 2025 hat der Südtiroler Landtag die Behandlung des Beschlussantrags Nr. 295/25 „Selbstschutz- und Selbstverteidigungskurse in Mittel- und Oberschulen“ fortgesetzt. Eingebracht wurde der Antrag von Abg. Jürgen Wirth Anderlan am 9. Juli 2025.
Intention des Antrags
Der Antrag sah vor, das Konzept für Selbstschutz- und Selbstverteidigungskurse zu überprüfen und wenn sinnvoll für die dritten Klassen der Mittelschulen und für alle Klassen der Oberschulen einzuführen.
Stellungnahmen zur Debatte
Hannes Rabensteiner (Süd-Tiroler Freiheit) sprach von einem „berechtigten Antrag“. Kinder hätten Angst, in die Mittelschule zu gehen – nicht wegen des Unterrichts, sondern wegen Schlägertrupps. Kriminalität werde immer jünger, auch Belästigungen von Mädchen auf den Toiletten wurden berichtet. Selbstverteidigungskurse würden das Selbstvertrauen stärken und zeigen, wie man sich verhalten solle, am besten sei es, eine Situation kampflos zu verlassen, aber auch das müsse man erlernen.
Brigitte Foppa (Grüne) betonte, dass Selbstschutz, Selbstverteidigung und Zivilcourage wichtige Themen seien. Schulen hätten bereits Initiativen dazu, und sie selbst habe jahrelang Kurse für Frauen geleitet. Sie kritisierte jedoch, dass ein zu düsteres Bild von Südtirol gezeichnet werde, und erinnerte daran, dass es auch früher Schlägereien gegeben habe.
Harald Stauder (SVP) stimmte Foppa zu. Schulen würden bereits viel tun und hätten Programme, wenn es notwendig sei. Er sehe keinen zusätzlichen Bedarf für den Antrag.
Myriam Atz (Süd-Tiroler Freiheit) erinnerte an Gewaltdelikte, auch in Bussen. In Bozen müssten Schülerbusse sogar von Sicherheitskräften begleitet werden. Sie sprach von Prävention und Realität und forderte flächendeckende Selbstverteidigungskurse.
Waltraud Deeg (SVP) sagte, Sicherheit sei ein wichtiges Thema, warnte aber davor, ein zu negatives Bild von Südtirol zu zeichnen, da dies das Unsicherheitsgefühl verstärke.
Bernhard Zimmerhofer (Süd-Tiroler Freiheit) meinte, der Unterschied zu früher sei, dass heute oft Waffen im Spiel seien – und nicht von „unseren“ Leuten. Er unterstützte den Antrag, auch wenn er nur die Symptome bekämpfe.
Alex Ploner (Team K) sagte, Gewalt habe kein Alter, kein Geschlecht und keine Hautfarbe. Ihm fehlte im Antrag der Aspekt psychischer Gewalt. Man müsse verhindern, dass Gewalt Gegengewalt erzeuge.
Landeshauptmann Arno Kompatscher betonte, dass man das Thema ernst nehme. Es gebe heute in einigen Bereichen mehr Probleme, aber man wolle nicht Stimmungsmache betreiben. Sicherheit sei Teil des Koalitionsprogramms.
LRin Ulli Mair sagte, sie finde Selbstverteidigung wichtig, aber noch wichtiger sei Selbstschutz – also das richtige Verhalten in Stresssituationen und das Setzen von Grenzen. Vieles werde bereits gemacht, auch von Sportvereinen. Sie enthielt sich der Stimme.
Renate Holzeisen (Vita) stimmte zu, dass das Thema wichtig sei, und berichtete von regelmäßigen Einbrüchen in ihrer Straße. Auch sie enthielt sich.
Sven Knoll (Süd-Tiroler Freiheit) wies den Vorwurf zurück, ein falsches Bild von Südtirol gezeichnet zu haben, und bat um einen respektvollen Umgang.
Harald Stauder (SVP) wies die Kritik erneut zurück.
Anna Scarafoni (Fratelli d’Italia) sagte, die Wahrheit liege in der Mitte: Südtirol sei kein Kriegsgebiet, aber es gebe neue Phänomene wie Bandenkriminalität oder Angriffe auf Polizisten, vor allem in Städten.
Sandro Repetto (PD) forderte, dass man die Ursachen der Gewalt bekämpfen müsse, und rief zu christlichen Werten wie Aufnahme und Miteinander auf. Er werde gegen den Antrag stimmen.
LR Marco Galateo betonte, dass in einem Rechtsstaat die Polizei für Sicherheit zuständig sei, nicht Bürger mit Kampfsporterfahrung.
Thomas Widmann (Für Südtirol mit Widmann) sagte, die Gewalt in Bozen und Meran habe zugenommen, und man brauche Maßnahmen, um die Sicherheit zu verbessern.
LR Philipp Achammer kündigte an, dass man den Antrag ablehnen werde. Schon jetzt werde mehr getan, als der Antrag fordere. Konfliktvermeidung und gewaltfreie Kommunikation würden bereits ab dem Kindergarten gelehrt.
Hannes Rabensteiner wehrte sich gegen Kritik und warf dem Landeshauptmann vor, bei einer Bürgerversammlung falsche Aussagen gemacht zu haben.
Brigitte Foppa erinnerte daran, dass man auch Aussagen stehen lassen müsse, mit denen man nicht einverstanden sei.
Jürgen Wirth Anderlan, der Einbringer des Antrags, berichtete von Lehrkräften, die sagten, dass an ihren Schulen nichts gemacht werde. Er kritisierte, dass man in einer „Demokratiesimulation“ lebe, in der es nur um Macht und Posten gehe.
Das Ergebnis
Der Antrag wurde mit 7 Ja-Stimmen, 24 Nein-Stimmen und 2 Enthaltungen abgelehnt.
Dieser Artikel wurde von unserer Praktikantin Nadine Thomaseth geschrieben.