8,8 Milliarden für Südtirol – der Landeshaushalt 2026

von Redaktion Redazione

Der Südtiroler Landtag hat den Landeshaushalt 2026 beschlossen – mit einem Rekordvolumen von rund 8,8 Milliarden Euro. Laut Landesregierung liegen Schwerpunkte auf sozialer Gerechtigkeit und einem lebenswerten, leistbaren Südtirol. Die Opposition warnt vor Spaltung und fehlenden Antworten auf aktuelle Probleme.

Jedes Jahr im Dezember geht es in der Plenarsitzung des Südtiroler Landtages nur um ein einziges Thema: den Landeshaushalt für das kommende Jahr. Auch in der letzten Sitzungsfolge 2025. Nach einer langen Debatte wurde der Landeshaushalt für 2026 mit seinen Begleitgesetzen verabschiedet.

Mit einem Volumen von 8,8 Milliarden Euro –fast 700 Millionen Euro mehr als 2025– handelt es sich um den größten Haushalt in der Geschichte Südtirols. Eine solche Summe ist für viele Menschen, egal, ob jung oder alt, schwer greifbar. Sie zeigt aber, wie viel Geld dem Land für Bereiche wie Gesundheit, Bildung, Familien, Soziales, Mobilität, Kultur und vieles mehr zur Verfügung stehen.

Die Schwerpunkte der Landesregierung

Landeshauptmann Arno Kompatscher und die Mehrheit im Landtag betonten, dass der Haushalt vor allem soziale Gerechtigkeit und ein lebenswertes, leistbares Südtirol sichern soll.

In seiner Haushaltsrede hob Kompatscher hervor, dass Südtirol dank seiner Autonomie eigenständig politische Schwerpunkte setzen könne. Den größten Ausgabenposten bildet mit über zwei Milliarden Euro der Gesundheitsbereich, in dem unter anderem der Ausbau wohnortnaher Angebote und der Abbau von Wartezeiten vorgesehen sind. Rund 700 Millionen Euro sind für soziale Maßnahmen reserviert, etwa für Pflege, Inklusion, Unterstützungsleistungen für Seniorinnen und Senioren sowie für Familien. Angesichts der hohen Wohnkosten plant die Landesregierung weitere Maßnahmen für leistbaren Wohnraum; ein erster Schritt wurde mit der Wohnreform 2025 gesetzt. Zudem sind umfangreiche Investitionen in Mobilität und Infrastrukturen vorgesehen, darunter Null-Emissions-Busse und die Elektrifizierung der Vinschger Bahn. Durch neue Finanzierungsmodelle erhalten die Gemeinden in den kommenden zehn Jahren zusätzliche Mittel von insgesamt über drei Milliarden Euro. Weitere Förderungen sind für Innovation, Start-ups, Digitalisierung, nachhaltige Unternehmensentwicklung und Energieeffizienz vorgesehen. Ein zentrales Thema sind zudem die Löhne im öffentlichen und privaten Sektor sowie Maßnahmen zur Rückkehr und gezielten Zuwanderung qualifizierter Fachkräfte.
Die Landesregierung spricht insgesamt von einem „soliden Haushalt“, der Stabilität schafft und gleichzeitig Zukunftsprojekte ermöglicht.

Die Kritik der Opposition

Ganz anders sehen es – naturgemäß – die Oppositionsparteien. Sie werfen der Regierung vor, mit dem vielen Geld zu wenig für das Land zu tun oder an der Lebensrealität der Menschen vorbeizuarbeiten.

Zu den zentralen Kritikpunkten zählen:

  • soziale Spaltung: Trotz hoher Ausgaben würden die Unterschiede zwischen Arm und Reich wachsen.
  • Wohnraum: Die vorgesehenen Mittel und Maßnahmen für leistbares Wohnen seien unzureichend; viele junge Menschen könnten sich weiterhin weder Wohneigentum noch Mieten leisten.
  • Gesundheitswesen: Das System sei am Limit, die Wartezeiten in den Krankenhäusern weiterhin hoch. Mit dem Geplanten könnten die Probleme nicht gelöst werden.
  • Abwanderung: Alljährlich würden 800 junge Menschen mehr Südtirol verlassen als zurückkehrten, Hauptgründe dafür seien hohe Lebenshaltungskosten – allen voran das teure Wohnen – und vergleichsweise niedrige Löhne. Dieser Braindrain schade dem Wirtschaftsstandort.  
  • Klimawandel: Die vorgesehenen Maßnahmen seien nicht weitreichend genug, um den Klimawandel wirksam zu bekämpfen und die Ziele des Klimaplans Südtirol 2024 zu erreichen – und konkrete Lösungen fehlten.

Was bedeutet der Landeshaushalt für Jugendliche?

Für junge Menschen mag der Landeshaushalt vielleicht nicht das spannendste Thema sein, doch er betrifft jede und jeden Einzelne:n direkt. Ob Schule, Jugendarbeit, Ticketpreise für den ÖPNV, Nachhaltigkeit oder die Stärkung der Wirtschaft: All das hängt davon ab, wie die Mittel des Landeshaushalts verteilt werden – Geld übrigens, das indirekt das Geld aller Südtirolerinnen und Südtiroler ist und das diese sowie die Unternehmen im Land über ihre Steuern bereitstellen.

Der 8,8-Milliarden-Haushalt 2026 zeigt, dass die Politik versucht, Antworten auf aktuelle Herausforderungen zu geben. Gleichzeitig macht die Kritik deutlich, dass nicht alle zufrieden sind und viele Fragen offenbleiben.

Detail am Rande: Bis Ende 2026 wird das Haushaltsvolumen voraussichtlich wachsen. Bereits im Frühjahr werden wohl weitere Mittel in den Haushalt eingeschrieben, eine größere Haushaltsänderung gibt es üblicherweise im Juli.