Kulturstrategie für Südtirol: Ein neuer Kompass auch für die Jugendkultur?

von Redaktion Redazione

Wie sieht die Zukunft der Kultur in Südtirol aus – und welche Rolle spielt die Jugend dabei? In Südtirol sollen nun kulturstrategische Richtlinien ausgearbeitet werden, um der Branche Orientierung zu geben.

Fällt der Begriff „Kultur“ denken viele an Theater, klassische Konzerte und Museen und in Südtirol vielleicht auch an Traditionelles wie die Musikkapelle im Dorf. Dabei ist Kultur weit vielfältiger  – sie lebt auch in Open Airs, Street-Art, Gaming, Poetry Slams, kreativen Start-ups und anderem mehr.

Kulturstrategische Richtlinien für Südtirol

Alles in allem zählen zur Kultur- und Kreativwirtschaft elf Teilmärkte, darunter Architektur, Design, Musik, Film, darstellende Künste, Buchmarkt, Software/Games, Werbung und bildende Kunst. Das kann im Beschlussantrag „Strategieplan Kulturförderung und Kreativwirtschaft“ (Team K, mitunterzeichnet von den drei Kulturlandesräten) nachgelesen werden. Ein Beschlussantrag beauftragt die Landesregierung mit bestimmten Aufgaben.

Und diese Vielfalt soll in Südtirol künftig einen Rahmen bekommen, damit sich der Bereich besser entwickeln kann: Der Südtiroler Landtag hat den oben genannten Beschlussantrag einstimmig mit 31 Ja-Stimmen angenommen. Ziel: Der Landeskulturbeirat der drei Sprachgruppen soll – gemeinsam mit weiteren Stakeholdern – kulturstrategische Richtlinien ausarbeiten, und es soll die mögliche Einrichtung einer unabhängigen Agentur für Kreativwirtschaft überprüft werden.

Warum das wichtig ist? In Südtirol gibt es rund 3.000 Unternehmen im Kultur- und Kreativbereich mit mehr als 10.000 Beschäftigten. Sie erwirtschaften jährlich etwa 600 Millionen Euro – und sind damit ein echter Wirtschaftsfaktor. Doch bisher fehlt eine übergeordnete Orientierung.

Was sagen die Landtagsabgeordneten?

„Viele Kulturschaffende arbeiten ohne Strategie“, erklärte Alex Ploner,Landtagsabgeordneter des Team K und Erstunterzeichner des Antrags, in der Debatte im Landtag. „Es braucht Leitplanken, keine Korsette.“ Kultur sei für ihn wie Bergsteigen: „Man startet nicht auf gut Glück – man braucht ein Ziel.“ Deshalb schlage er die Ausarbeitung einer Strategie vor.

Sven Knoll (Süd-Tiroler Freiheit) betonte, dass Kultur eine Verbindung zum Land, in dem man lebe, schaffe. Für ihn sei Kultur nicht nur das, was in Vereine gegossen sei, sondern etwa auch ein geschmücktes Wegkreuz – solche Dinge dürften in einer Strategie nicht durch den Rost fallen.

Franz Ploner (Team K) sprach von Kultur als „Sauerteig der Gesellschaft“, der Brücken zwischen Volksgruppen schlägt.

Zeno Oberkofler (Grüne) erinnerte daran, dass künstlerische Berufe oft unterschätzt werden: „Wer Kunst schafft, arbeitet für die Gesellschaft.“

Und Andreas Leiter Reber (Freie Fraktion) hob hervor, dass ein möglichst ganzheitliches Konzept für eine Kulturstrategie notwendig sei, um die Vielfalt der Kultur einzufangen – insbesondere in Südtirol, wo es unterschiedlichste Realitäten gebe. Er würde sich wünschen, dass eine derartige Strategie den jungen Menschen zusätzliche berufliche Perspektiven eröffnet. Philipp Achammer, Landesrat für die Deutsche Kultur, unterstrich, dass es in einer Strategie um das Gemeinsame gehe, aber Unterschiede gesehen werden müssen.

Ähnlich sah das Marco Galateo, Landesrat für die Italienische Kultur, der zudem ergänzte, die Kulturbeiräte der drei Sprachgruppen sowohl eigene Aufgaben hätten als auch die Zusammenarbeit suchten.

Förderung der Kultur unterstützt Standort Südtirol

Doch was könnte eine Strategie beinhalten? Beispiele aus Apulien, Vorarlberg oder Zürich zeigen, wie Kulturpolitik modern gedacht werden kann: partizipativ, transparent und mit Fokus auf Innovation.

Nicht nur für die Jugend bzw. die Jugendkultur und die Kultur- und Kreativwirtschaft im Allgemeinen könnte eine Strategie Vorteile bringen. Positive Auswirkungen wären auch auf den gesamten Standort Südtirol zu erwarten: Kreative Milieus ziehen Talente an, schaffen Jobs und machen das Land attraktiv für Start-ups.

Kultur ist also nicht nur Tradition – sie ist Zukunft.